Festung und Schloss im Dreißigjährigen Krieg

Festung und Schloss
im Dreißigjährigen Krieg

Belagerungen von Festung und Schloss im Dreißigjährigen Krieg

Nach jedem Herrscherwechsel, vor allem aber in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, flammte immer wieder der alte Erbfolgestreit zwischen dem Bistum Paderborn und den evangelisch geprägten Haus Waldeck auf und führte zu verschiedenen Belagerungen der Pyrmonter Festungsanlage. 

Nachdem am 30 und 31. Juli 1629 die Grafschaft Pyrmont, mit Ausnahme des Schlossbereiches, wieder in Paderborner Hände geriet, begann im darauffolgenden Jahr am 21. Februar 1630 eine Belagerung von Festung und Schloss durch den kaiserlichen Paderborner Hauptmann Christoph von Schwanzbein und seinen 33 Offizieren und Gefreiten sowie 226 Soldaten. 

Unentwegt wurde das Pyrmonter Schloss etwa ab Mitte April des gleichen Jahres, nachdem die Paderborner, „Schantzen, Batterien und Aprochen“ angelegt hatten, mit etwa 400 Mann starker Truppe hartnäckig mit großen Geschützen und 18 pfündigen Kugeln beschossen, wobei die Festungsanlage und auch das Schloss beträchtlichen Schaden erlitt.

Hierbei wurde wohl auch das Hausarchiv der einstigen Grafen von Pyrmont, dass seit 1536 in einem westlichen Schlossturm untergebracht war, durch angeblich „vorsetzlichen“ Beschuss Paderborns in Brand gesetzt und zum größten Teil vernichtet, um die komplizierten Erbauseinandersetzungen mit dem Haus Waldeck zu beeinflussen.

Innerhalb von zwei Tagen wurden etwa bis zu 90 Kugeln auf Festung und Schloss abgefeuert und nachdem die Lebensmittel auf der Festungsinsel ausgegangen waren, wurde am 29. August die ehrenvolle Übergabe derselben durch den Waldeckischen Kommandant Heinrich von Dalwig angeboten. Jetzt griff sogar der kaiserliche Generalfeldmarschall Graf Gottfried Heinrich von Pappenheim (1594-1632) persönlich in das Geschehen ein und konnte erreichen, dass in Kürze einiger Stunden das „Feste Schloss Pyrmont“ von der Waldeckischen Schlossbesatzung aufgegeben wurde.

Im Jahre 1633 wurde die Festung wieder durch Schwedischen Truppen zurück erobert, drei Jahre später, 1636 waren wieder kaiserliche Soldaten im Besitz der Grafschaft Pyrmont und die Festung mit dem Residenzschloss wurden dann wiederum von schwedischen Truppen, dieses Mal unter dem Befehl des Grafen Hans Christoffer von Königsmark (1600-1663) in Besitz genommen.

„Die Schanzen zu beiden Seiten der Zugbrücke waren in dieser Zeit mit je 5 Geschützen abgesichert und von der besonders befestigten nordöstlichen Eckbastion konnten die Angriffe aus Richtung Iberg und Bomberg wirksam unter Feuer genommen werden“ heißt es in einem zeitgenössischen Bericht von H. Knüppel, “zudem war die alte Straße von Hameln nach Lügde sowie die östliche Seite des Schlosses durch die vorderen Schanzen gut geschützt und zu verteidigen“. Die Westseite der Festungsanlage war aufgrund des sich nach Norden hinziehenden sumpfigen Geländes ausreichend „natürlich“ geschützt und nur sehr schwer zu erobern, sodass hier keine besonderen Verteidigungsanlagen eingerichtet wurden.

Obwohl die Schlossbesatzung nur 40 Mann stark gewesen sein soll, hätte die Anzahl an Soldaten nach General Pappenheims Einschätzung wohl vollkommen ausgereicht, um die Festung zu halten, da die Verteidigungswerke wie der Wall und Schlossgraben durch den Lügder Amtmann Seiler in einen guten Zustand gebracht worden waren. Außerdem war reichlich Proviant auf der Festungsinsel vorhanden, sodass eine Belagerung von zwei oder mehr Jahren durchaus möglich gewesen wäre, so die zeitgenössische Darstellung und Beurteilung aus Sicht Paderborns.

Die Schwedischen Truppen hielten nach Abschluss des Westfälischen Friedens das Pyrmonter Schloss noch bis zum März des Jahres 1649 besetzt. Am 1. April 1649 übergab man die Grafschaft und das Schloss mit „sämtlichen Kriegsgeräte und dem Magazin mit einer Kompagnie von etlichen 50 Mann Fußvolk“ nach persönlichen Verhandlungen des Grafen Georg Friedrich zu Waldeck-Pyrmont (1620-1692) mit dem Pfalzgrafen Karl Gustav, dem späteren König von Schweden, an Waldeck zurück.


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